Gastfreundschaft hat in Bayern Tradition und soll auch für Reisende mit Behinderung erlebbar sein. Zahlreiche Regionen und Betriebe in Bayern haben sich auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Gäste hinsichtlich der Barrierefreiheit eingestellt und bieten eine Vielzahl an Angeboten, die für alle Gäste erlebbar sind. Mit dem Kennzeichnungssystem „Reisen für Alle“, das 2015 auch in Bayern eingeführt wurde, ist erstmals eine bundesweit einheitliche Darstellung von geprüften Informationen über barrierefreie Angebote möglich. Darüber hinaus hat die BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH (by.TM) einen Praktikerleitfaden für die bayerische Tourismusindustrie herausgegeben, der umfassend über das Thema Barrierefreiheit im Tourismus, den damit verbundenen Chancen und Umsetzungsmöglichkeiten informiert. Martin Spantig, Geschäftsführer der by.TM, beantwortet im Folgenden Fragen, die die Zukunftsfähigkeit, das ökonomische Potenzial sowie die Vorteile barrierefreier Angebote für die Tourismusbranche aufzeigen.
Warum ist Barrierefreiheit ein Zukunftsmarkt für den Tourismus?
Mit Blick auf den demografischen Wandel zeigt sich, dass auch der Reisemarkt künftig immer stärker von älteren Menschen bestimmt wird. Das bedeutet, dass es zunehmend Reisende gibt, die in ihrer Aktivität oder Mobilität eingeschränkt sind. Zwar suchen diese ihre Reiseziele weiterhin nach ihren Vorlieben aus. Innerhalb der Zielgebiete schärfen sie ihre Auswahl aber an barrierefreien Merkmalen. Barrierefreiheit gewinnt deshalb in einer alternden Gesellschaft als entscheidendes Qualitätsmerkmal mehr und mehr an Bedeutung. Schon heute ist sie ein Komfortmerkmal, von dem alle Gäste, wie Familien oder auch Geschäftsreisende mit Gepäck, profitieren. Der barrierefreie Tourismus ist eines der wenigen Segmente mit großem ökonomischen Potenzial in Deutschland. Ein Segment bei der die Nachfrage das Angebot oftmals übersteigt. Allein in Deutschland leben über zehn Millionen Menschen mit einer staatlich anerkannten Behinderung. In Summe ist Barrierefreiheit für zehn Prozent der Gäste unentbehrlich, für 40 Prozent notwendig und für 100 Prozent komfortabel. Wer in barrierefreie Angebote investiert, setzt auf einen Zukunftsmarkt.Welche Vorteile bringt die Kennzeichnung barrierefreier Angebote sowohl für touristische Anbieter als auch für potenzielle Reisende?
Für Gäste bietet eine Kennzeichnung nach dem System „Reisen für Alle“ detaillierte, geprüfte und verlässliche Informationen für ihre Reiseentscheidung. Sie wissen dadurch frühzeitig, ob Angebote für sie zugänglich sind und ob sie diese nutzen können. Das gibt Sicherheit und erhöht die Vorfreude auf die bevorstehende Reise. Auch bei spontanen Entscheidungen vor Ort gibt die Kennzeichnung Orientierung beispielsweise bei Restaurants oder Kultureinrichtungen. Touristische Betriebe und Anbieter haben durch die Kennzeichnung die Möglichkeit, neue, große und stetig wachsende Kundengruppen zu erschließen, indem sie geprüfte, verlässliche und für diese Gruppen relevante Informationen zur Verfügung stellen und damit zugleich ihr eigenes Angebot sichtbar machen. Ebenso erhalten sie durch die Erhebung wertvolle Impulse zur Weiterentwicklung ihres Angebots und/oder Betriebs. Darüber hinaus werden im Zusammenhang mit der Kennzeichnung Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Bedürfnissen und spezifischen Anforderungen von Gästen mit unterschiedlichen Einschränkungen vertraut gemacht, so dass sie diese professionell beraten und unterstützen können. Das führt zu zufriedenen Gästen und diese kommen dann gerne wieder.Welchen Nutzen haben touristische Anbieter in Bayern vom neuen Praktikerleitfaden?
Barrierefreiheit im Tourismus ist in aller Munde. Doch viele Touristiker fragen sich, wie sie sich diesem Thema in der Praxis nähern sollen. Wo fängt man an und was sind die ersten Schritte zum Erfolg? Der Praktikerleitfaden dient als Orientierungshilfe für touristische Betriebe und Destinationen, die Komfort und Service für alle Gäste schaffen wollen. Etwa 300 Angebote konnten wir bei Bayern Tourismus bereits für eine Kennzeichnung nach „Reisen für Alle“ gewinnen. Dies wollen wir weiter ausbauen. Der Freistaat ist laut einer Studie des Qualitätsmonitor Deutschland-Tourismus bereits heute für diese wachsende Zielgruppe das beliebteste Reiseziel in Deutschland. Allerdings hat eine Studie des Bundeswirtschaftsministeriums auch ergeben, dass 48,4 Prozent der mobilitäts- oder aktivitätseingeschränkten Deutschen häufiger verreisen würden, wenn es mehr barrierefreie Angebote gäbe. Dies zeigt, dass es an einigen Stellen noch Informationsdefizite gibt. Mit der Einführung des Kennzeichnungssystems und dem Praktikerleitfaden wollen wir dazu beitragen, den barrierefreien Tourismus in Bayern weiter voranzutreiben, um allen Gästen ein guter Gastgeber zu sein.Weitere Informationen zum Thema Tourismus für Alle sowie den Praktikerleitfaden zum Bestellen oder Downloaden hat die BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH auf der Website www.daby.bayern.by/barrierefrei zusammengestellt.