Bürsten, Schwämme und Pinsel sind säuberlich auf dem Arbeitstisch zurechtgelegt, Schraubgläser mit Tuben und Farben stehen neben einem Vergolderkissen mit Windfang. Es wird gemalt, vergoldet und marmoriert, aber auch geschnitzt, gefeilt und poliert.
Kirchenmaler Sebastian von Zülow
Bürsten, Schwämme und Pinsel sind säuberlich auf dem Arbeitstisch zurechtgelegt, Schraubgläser mit Tuben und Farben stehen neben einem Vergolderkissen mit Windfang. Es wird gemalt, vergoldet und marmoriert, aber auch geschnitzt, gefeilt und poliert.
Denn die Werkstatt ist ein Familienbetrieb, den Sebastian von Zülow von seinem Vater, seines Zeichens Holzbildhauer, übernommen hat. Seine beiden Brüder lernten ebenfalls das Handwerk des Vaters und liefern Sebastian von Zülow das Grundmaterial zum Bemalen und Vergolden.
Werkstatt und Wohnhaus unter einem Dach – für die siebenjährige Tochter des Kirchenmalers von unschätzbarem Wert. Sind die Hausaufgaben erledigt, widmet sich die kleine Künstlerin ihren eigenen Aufgaben. Stolz präsentiert sie ein Pony, modelliert aus Gips. Ob der Papa ihr helfen könne, ihr Kunstwerk mit Haaren zu versehen? Für den renommierten Restaurateur kein Problem. Wer mit Farbe und Schnitzkunst Hölzer, Marmor und Brokatstoffe imitieren und Wandoberflächen in Illusionen erstrahlen lassen kann, der tut sich mit der Frisur eines Gips-Pferdchens leicht. Aber Sebastian von Zülow ist nicht nur für seine Tochter ein unverzichtbarer Helfer. Seine Kompetenz und Erfahrung machen ihn auch zu einem begehrten Partner, wenn es um die Restaurierung von Kirchen geht. Denn, wie die Berufsbezeichnung es schon sagt, gehört auch die Denkmalpflege zu seinem Metier.
Der Niederbayer reinigt und konserviert, festigt, retuschiert und rekonstruiert. „So ein Kirchenschiff ist wahrlich ein besonderer Arbeitsplatz“, sinniert er. „Still, kühl und durchwoben vom Geist der Jahrhunderte“. Aber ein solches Projekt hat auch weniger romantische Seiten. Auf der fünften Etage eines Gerüsts kann man schon von gehöriger Fallhöhe sprechen. Stehen Außenarbeiten an, weht dort oben bisweilen auch ein ziemlich Wind. Auch die gewohnte Stille eines Gotteshaus muss der Handwerker hin und wieder stören. Die Maschine zum Anrühren des Mörtels wirkt in der Kirche noch lauter als auf einer üblichen Baustelle.
Michelangelo und Leonardo Vinci mussten seinerzeit ohne elektrisches Werkzeug auskommen. Da tritt Sebastian von Zülow aber in bedeutende Fußstapfen, schließlich haben sich die beiden berühmten Italiener als Bildhauer und Kirchenmaler im 15. und 16. Jahrhundert unvergessen gemacht.
Bei aller himmlischer Arbeitsatmosphäre bleibt der Bodenmaiser Herrgottschnitzer jedoch geerdet und in gewisser Weise heimatverbunden. Denn sollte er ein Vorbild benennen, würde sein Wahl auf den Nürnberger und somit ebenfalls bayerischen Künstler Albrecht Dürer fallen. Ihm hat sich Sebastian von Zülow schon während des Studiums gewidmet und ist heute noch begeistert: „Seine Kunstwerke sind unübertroffen.“ Der Meinung sind sicher auch die Gäste aus aller Herren Länder, die die Ausstellung im Laden der Familie von Zülow besuchen.
Dort grinsen Fenchelknollen und Kirschen-Paare als Masken von den Wänden. Aus Weymouhtskiefer geschnitzte und mit Blattgold überzogene Broschen ziehen die Blicke von Schmuckliebhabern auf sich. In der Vorweihnachtszeit sind die Kinderkrippen ein echter Hingucker. Die bewusst schlicht und robust gestalteten Figuren sind genau wie die übrigen Kunstwerke im Laufe der Jahrzehnte entstanden. Manche stammen aus Sebastian von Zülows Händen, andere stammen von seinen Brüdern und auch von Auszubildenden und Mitarbeitern. Sicher wird sich früher oder später auch ein Produkt von dem kleinen Mädchen darunter finden, dessen Gipspferdchen dank des väterlichen Einsatzes nun auch eine wallende Mähne trägt.
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