Mit dem Karlsgraben sollte im frühen Mittelalter eine künstliche Verbindung der Flusssysteme von Rhein-Main und Donau geschaffen werden. In Mittelfranken – zwischen Treuchtlingen und Weißenburg – sollten dafür die beiden Flüsse Altmühl und Schwäbische Rezat durch einen Kanal miteinander verbunden werden. Das übergeordnete Ziel war eine durchgehend schiffbare Route von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer.
Im Auftrag Karls des Großen begann im Winter 792/793 der Bau des Karlsgrabens. Auf einer Länge von drei Kilometern wurden dabei 14 Höhenmeter überwunden. Etwa ein Drittel des Kanals ist anhand der zum Teil mehr als zehn Meter hohen Aushubwälle noch erkennbar. Sie sind heute durch einen Wanderweg erschlossen.
Die Forschungen eines interdisziplinären Teams von Wissenschaftlern aus Jena, Leipzig, Kiel und München haben in den vergangenen sechs Jahren viele neue Erkenntnisse zu Tage gebracht. Die Ergebnisse mehrerer Ausgrabungen lassen Rückschlüsse auf die Konstruktion der etwa fünf Meter breiten Fahrrinne zu: So konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass ihre Wände offenbar durch Eichenbohlen stabilisiert wurden. Die Arbeiter hatten den Kanal noch im Jahr der Erbauung fast auf der gesamten Länge von drei Kilometern angelegt, jedoch war er in Teilbereichen nicht befahrbar.
Das Vorhaben, das zur Zeit Karls des Großen letztlich nicht verwirklicht werden konnte, glückte schließlich 1070 Jahre später mit dem Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanals unter König Ludwig I.
Die frühmittelalterlichen Bauarbeiten in Mittelfranken haben eindrucksvoll ihre Spuren in der Landschaft hinterlassen. Vom Treuchtlinger Ortsteil Graben aus sind sie bis heute gut zu erkunden. Der Karlsgraben ist als Bau- und Bodendenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen. Der Auenbereich der Schwäbischen Rezat wird zudem für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten erhalten und aufgewertet. Das Bayerische Landesamt für Umwelt zählt die Fossa Carolina übrigens zu den 100 schönsten Geotopen Bayerns. Ein Ausflug ins mittelfränkische Treuchtlingen lohnt sich also aus vielen Gründen!