Die als zentrale süddeutsche Verteidigungsanlage geplante Bundesfestung (Neu-)Ulm war bei ihrer Fertigstellung eine der größten und modernsten Festungsanlagen in Europa. Dies galt aber nur für kurze Zeit, denn aufgrund neuer waffentechnischer Erfindungen war sie bald schon wieder veraltet. Ihr Bau begann 1842 und dauerte gut 17 Jahre. Der Name „Bundesfestung“ geht übrigens auf den deutschen Bund zurück, also den Vorläufer des 1871 entstandenen Kaiserreichs.
Obwohl es sich bei diesem grenzüberschreitenden Bauwerk um eine Gesamtanlage handelt, unterscheiden sich die bayerische und die baden-württembergische Seite deutlich voneinander. Beide Länder setzten jeweils einen eigenen Festungsbaudirektor ein – die unterschiedlichen Zuständigkeiten führten zu deutlichen Unterschieden: Während die Festungsanlage im Ulmer Stadtgebiet vorwiegend aus Kalkstein besteht, wurde auf Neu-Ulmer Seite mehrheitlich Sichtbackstein verwendet. Auch die Nummerierung der Vorwerke mit arabischen Ziffern ist nur rechts der Donau zu finden. Die Bauwerke in Neu-Ulm und damit auf bayerischer Seite sind in die Bayerische Denkmalliste eingetragen. Auch auf baden-württembergischer Seite ist die Bundes- und spätere Reichsfestung Ulm ein Kulturdenkmal.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Hauptumwallung schließlich aufgegeben ohne jemals angegriffen worden zu sein. In der Folge erwarben die Städte Ulm und Neu-Ulm in den Jahren 1899 und 1906 weite Teile der Anlage. Im bayerischen Neu-Ulm hat sich etwa die Hälfte der Bundesfestung erhalten: so sind die Vorwerke Fort Schwaighofen, die Ludwigsvorfeste und das Fort Illerkanal nahezu vollständig erhalten; der Bereich der Stadtumwallung mit den Glacis-Anlagen, also den Erdaufschüttungen vor dem eigentlichen Festungsgraben, lädt Besucher und Bewohner Neu-Ulms heute zum Spazieren und Entdecken ein. Wer mehr über die Bundesfestung (Neu-)Ulm wissen möchte, kann die Festung bei einem Rundgang entdecken: Der 12,5 Kilometer lange Festungsweg durch Ulm und Neu-Ulm bietet an markanten Festungswerken Informationstafeln zur Entstehung, Funktion und nachmilitärischen Nutzung.
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89073 Ulm