Das traditionelle Maibaumsteigen in Rottenstuben ist eine Mischung aus Wettbewerb und Maibaumakrobatik. Das Fest ist über die Region von Rottal-Inn bekannt und die Attraktion der bayerischen Gemeinde für Einwohner und Gäste.
Vereinsmitglied Willi Gschneidner
Das traditionelle Maibaumsteigen in Rottenstuben ist eine Mischung aus Wettbewerb und Maibaumakrobatik. Das Fest ist über die Region von Rottal-Inn bekannt und die Attraktion der bayerischen Gemeinde für Einwohner und Gäste.
„Hauruck, Hauruck“, tönt es aus der Menge. Das Publikum hat sich um einen Maibaum versammelt. Ein junger Bursche mit Pech an Händen und Füßen versucht sein Glück. Er nimmt Anlauf und läuft mit Schwung den Baum hinauf. Doch er rutscht ab. „Oh“, seufzen die Zuschauer. Tausende Menschen fiebern jedes Jahr beim traditionellen Maibaumsteigen in Rottenstuben mit, wenn junge Burschen und auch Mädchen so schnell wie möglich auf den Baum ‚hinaufkraxeln‘.
Willi Gschneidner organisiert als Mitglied des Wander- und Heimatvereins in Rottenstuben das Maibaumsteigen. Eine Tradition, die seit 1961 anhält. Ein genauer geschichtlicher Hintergrund des Fests ist nicht bekannt, doch Willi Gschneidner hat eine Vermutung: „Der Maibaum ist ein Symbol von Fruchtbarkeit und Kraft. Daraus wird sich das Maibaumkraxeln wohl abgeleitet haben: weil die jungen Burschen den Frauen imponieren und ihnen ihre Stärke beweisen wollten.“
An der Jakobuskirche, wo noch bis vor 50 Jahren die Kriegerwallfahrt stattfindet, feiern heute Einwohner und Gäste am Pfingstmontag das Maibaumsteigen. Doch bis es soweit ist, ist viel zu tun, weiß Willi Gschneidner. „Mitte April schneiden wir den Baum um. Zuvor wird vereinbart, welcher Verein anschließend den Maibaum stehlen wird, zum Beispiel die Freiwillige Feuerwehr oder der Schützenverein.“ Ist der Baum in Diebeshand, müssen die Gauner selbst darauf achten, dass ihnen wiederum nicht der Maibaum gestohlen wird – bis zum ersten Mai. Dann geben sie den Baum zurück, bringen ihn zur Kirche und stellen ihn mit reiner Muskelkraft nach altem Brauch auf.
Damit ist die Arbeit nicht getan: Denn das Maibaumsteigen am Pfingstmontag muss vorbereitet werden. Schon eine Woche zuvor arbeiten 50 Vereinsmitglieder Hand in Hand, stellen Verkaufsstände auf dem Festplatz auf und bringen Rottenstuben auf Hochglanz. Dann kann das Fest endlich beginnen. Um die Mittagszeit treffen sich die Menschen, um zu essen und gemeinsam zu feiern.
Um 14 Uhr ist es dann soweit. Acht junge Burschen, gekleidet in alten Hosen und Hemden, machen sich bereit für ihren Auftritt. Sie tragen sich Pech auf ihre Hände und Füße auf, um am Maibaum nicht abzurutschen. Die Rezeptur – ein Geheimnis: „Die Teilnehmer mischen das Pech selbst zusammen: Die einen kochen Baumharz, die anderen mischen noch Honig hinzu“, erklärt Willi Gschneidner.
Dann läuft die Zeit: In zwei Runden steigen die Burschen auf den Maibaum bis zum ersten Kranz in zehn Meter Höhe. Der Schnellste gewinnt. Doch um den Rekord zu brechen, braucht es mehr als Glück. „Der Beste schaffte die Distanz in stolzen sechs Sekunden“, erinnert sich der Vereinsmitglied.
Anschließend folgt die Maibaumakrobatik: Die jungen Männer hangeln sich rückwärts den Baum hinauf, machen Purzelbäume, schwingen hin und her – das Publikum tobt und applaudiert. Gemeinsam feiern sie die bayerische Tradition, bis es gegen 19 Uhr nach Hause geht. Diesen Zusammenhalt schätzt Willi Gschneidner sehr. „Bräuche sind mir wichtig. Dazu zählt auch das Maibaumsteigen.“ Und so lädt er herzlich dazu ein, beim nächsten Mal die Burschen anzufeuern: „Hauruck, Hauruck“!
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