„Drehort des Jahres 2018“ – so darf sich das Berchtesgadener Land nennen. Seit 2015 ist die malerische Region Schauplatz für die ZDF-Serie „Lena Lorenz“: Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Hebamme Lena. Sie kehrt aus Berlin auf den elterlichen Hof in Bayern zurück, wo sie jedoch alles andere als pure Alpenidylle erwartet. Michael Roll spielt in der Heimatserie die Rolle des kühlen Investors Vinz Hubers, der es auf den Lorenz Hof abgesehen hat.
Der gebürtige Münchner kennt und liebt das Berchtesgadener Land. Als Schauspieler und Synchronsprecher ist Michael Roll beruflich viel in Bayern unterwegs. Privat lebt er am Starnberger See, hebt in seiner Freizeit mit dem Hubschrauber ab, spielt Golf oder fährt Ski.
Interview mit Michael Roll
1. Seit Jahrzehnten sind Sie als Schauspieler sehr erfolgreich und spielen bei einigen bayerischen Produktionen mit. Haben Sie einen Lieblingsdrehort in Bayern?Das Berchtesgadener Land ist mir während der Dreharbeiten von „Lena Lorenz“ natürlich sehr ans Herz gewachsen. Aber als gebürtiger Münchner finde ich Bayern rundum schön.
2. Nicht umsonst ist das Berchtesgadener Land zum „Drehort des Jahres 2018“ ernannt worden. Was sind Ihre persönlichen Tipps, die man dort auf jeden Fall besuchen sollte?
Wer den Watzmann und den Königssee nicht gesehen hat, verpasst ein Kulturgut. Schon als Kind war ich mit meinen Eltern auf dem Königssee unterwegs. Das ist ein ganz besonderer Ort – das sagt ja auch schon der Name.
Einen wunderbaren Ausblick auf das Berchtesgadener Land haben Wanderer vom Kehlsteinhaus. Das von den Nationalsozialisten erbaute Gebäude dient heute als Berggaststätte und Mahnmal. Auch das Salzbergwerk ist einen Besuch wert.
3. In der Fernsehserie „Lena Lorenz“ spielen Sie Vinz Hubers. Was hat Sie an der Rolle besonders gereizt?
Der ambivalente Charakter. Einerseits ist Vinz Hubers kalt und berechnend. Ein Finanzhai, der alles kaufen will – auch den Lorenz Hof. Andererseits hat er mit dem Hof große Pläne und möchte das Beste für Eva. Zu ihr verspürt er eine Zuneigung. Er liebt sie auf seine Art und Weise.
4. Welche Rolle in Ihrer Karriere würden Sie gern vergessen? Und an welche erinnern Sie sich immer noch am liebsten?
Vergessen möchte ich keine Rolle. Selbst die Misserfolge waren wichtig, denn aus ihnen habe ich gelernt. Ein Highlight meiner Karriere war auf jeden Fall meine erste Hauptrolle in dem Fernsehkrimi „Ein naheliegender Mord“. Durch den Film und die Serie „Die schnelle Gerdi“ habe ich als Schauspieler Aufmerksamkeit und weitere Rollenangebote bekommen.
Und es ist natürlich immer spannend, Sachen zu spielen, die im normalen Leben verboten sind. Als Schauspieler die dunklen Seiten des Menschen zu erkunden, reizt mich.
5. Erinnern Sie sich an besondere Momente während Ihrer Dreharbeiten in Bayern – zum Beispiel im Berchtesgadener Land?
Gerne erinnere ich mich an einen Drehtag mit Eva Mattes zurück. Stahlblauer Himmel, der Königssee, der Watzmann. Wir waren auf einem eigenen Boot unterwegs und hatten quasi einen eigenen Gondoliere, wie in Venedig. Eva hat gejodelt. Das Echo am Watzmann ist unglaublich eindrucksvoll. Wer das hört, vergisst es sein Leben lang nicht mehr.
6. Sind Sie nach Drehschluss manchmal noch in Berchtesgaden unterwegs?
Wenn ich gegen 15:00 Uhr Drehschluss und am nächsten Tag frei habe, fahre ich nach Hause. Wenn ich bleibe, dann setze ich mich gerne auf eine Dachterrasse mit Blick auf den Watzmann und esse eine Kleinigkeit. Oder ich gehe in eines der Touristencafés an der Bootsanlegestelle am Königssee und beobachte die Menschen. Da gibt’s eine Menge zu sehen. Schön ist es auch, auf den Jenner hochzufahren. Von dort oben bieten Königssee und Watzmann eine einzigartige Kulisse.
7. Sie sind gebürtiger Münchner und leben am Starnberger See. Wo könnten Gäste Sie als Local antreffen? Haben Sie einen Lieblingsplatz?
Zu Hause – und da trifft mich zum Glück keiner an. Ansonsten spaziere ich gerne mit meinem Hund den Uferfußweg am Starnberger See entlang, gegenüber von der Roseninsel. Wasser beruhigt mich. Das Sissi Schloss Possenhofen gefällt mir ebenfalls sehr gut.
8. Die Skisaison hat vielerorts begonnen. Welche Skigebiete in Bayern empfehlen Sie als ausgebildeter Skilehrer?
Tatsächlich bin ich seit zehn Jahren nicht mehr Ski gefahren, weil immer Produktionen dazwischen gekommen sind. Aus meiner Zeit als Skilehrer empfehle ich das Sudelfeld, den Spitzingsee, die Kandahar-Abfahrt in Garmisch oder das Skigebiet Brauneck. Alle Skigebiete sind von München aus gut und schnell zu erreichen.
9. Sie besitzen einen Pilotenschein für den Hubschrauber. Wenn Sie irgendwo in Bayern hinfliegen könnten, wo würde es Sie hinziehen?
Ich würde gerne über den Nationalpark Berchtesgaden fliegen. Das ist jedoch verboten, weil es ein Naturschutzgebiet ist. Ein Rundflug vom Kloster Ettal über Garmisch bis zur Zugspitze ist auch beeindruckend. Es ist zwar verboten, auf der Zugspitze zu landen – aber bereits im Hubschrauber bekommen meine Passagiere ein gutes Gefühl für die Höhe.
10. Welche fünf Ausflugsziele legen Sie Gästen in Bayern ans Herz?
Die Klassiker:
- Schloss Neuschwanstein
- Eine Stadtrundfahrt durch München im Doppeldecker-Bus. Das habe ich selbst letztens gemacht – und einen ganz neuen Blick auf meine Heimatstadt bekommen.
- Den Starnberger See und eigentlich die ganze Seenlandschaft. Das ist ein Kleinod im Voralpenland.
- Das Deutsche Museum. Immer wenn mich einer meiner Freunde aus Hamburg besucht, gehen wir dorthin und werden in der Chemie- und Physikabteilung wieder zu Kindern. Wir freuen uns, Knöpfe drücken zu dürfen und zu schauen, was passiert.
- Die Isar. Besonders schön ist eine Floßfahrt von Wolfratshausen nach München.
Die bayerische Gelassenheit. Als kleines, fast vergessenes Bergvolk bringen wir eine stoische Gelassenheit mit. „Ja mei“ und „Was sein muss, muss sein“ sind typische bayerische Sprüche – wie wir sie von Herrn Hirnbeiß, der beliebten Karikatur von Franziska Bilek, aus der Münchner Abendzeitung kennen. Stur können die Bayern allerdings auch sein.
Werdegang von Michael Roll
Bereits als Kind taucht Michael Roll in die Welt des Films ein: Sein Vater ist Gernot Roll, ein preisgekrönter Kameramann. Schon zu Schulzeiten sychronisiert Michael Roll Filme und wirkt in zahlreichen Produktionen mit. Sein Durchbruch beginnt mit seiner Rolle als Kriminalassistent Axel Hübner an der Seite von Günter Strack in der Fernsehserie „Der König". Außerdem spielt der gebürtige Münchner unter anderem in folgenden Produktionen mit: „Café Meineid“, „Liebling Kreuzberg“, „Siska“, „Tatort“, „Der Bulle von Tölz“, „Die glückliche Familie“, „Rosamunde Pilcher“, „Traumschiff“, „Kommissarin Lucas“ und „Lena Lorenz“.Michael Roll arbeitet neben seiner Schauspieltätigkeit als Synchronsprecher. Zu hören ist er zum Beispiel für Iain Glen als Ser Jorah Mormont in „Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer“. Aber auch Tom Hanks oder Benjamin Bratt hat er bereits seine Stimme geliehen.